VNV Nation erobern Hannover im Sturm

VNVH2013004Im Rahmen des zweiten Teils ihrer Tour zum aktuellen Album „Transnational“ machten VNV Nation am 10. Januar 2014 auch im hannoverschen Capitol Station. Nachdem der erste Teil der Tour 2013 ein voller Erfolg mit vielen ausverkauften Terminen war, bildete sich am Freitag abend bereits lange vor Einlass eine Schlange schwarz gekleideter Menschen vor dem Capitol, die sich zeitweise über die ganze Länge der neuen Ihmebrücke am Schwarzen Bären zog, was für hannoversche Verhältnisse schon beeindruckend war. Nachdem das Capitol sich mehr und mehr füllte, dauerte es noch etwas, bis VNV Nation die Bühne enterten. Einen Support-Act hatten sie nicht dabei, so dass die Fans ein Abend mit VNV pur erwartete.

Als die Band um Sänger Ronan Harris endlich die Bühne betrat, eroberten sie das hannoversche Publikum im Sturm. Mit dem Opener „Retaliate“ vom aktuellen Album eröffnete Ronan das Konzert mit einem echten temporeichen Kracher, gefolgt von den Hits „Sentinel“ und „Chrome“, mit denen er dem Publikum so richtig einheizte. Dabei flitzte der Ire über die Bühne, als bekäme er Kilometergeld. Die Fans erfreute dies natürlich, zumal er auch immer den Blickkontakt zu ihnen suchte und sie mit Gestik und Mimik einbezog. Nur die Konzertfotografen hätten sich kollektiv gewünscht, den „rasenden Ronan“ zumindest für ein paar Minuten an einer Stelle auf der Bühne festtackern zu können.

Bei späteren Songs, den langsamen Balladen wie „Illusion“ und „Nova“ blieb er dann zwar auf einem Fleck stehen, doch dies nützte den Fotografen herzlich wenig, da nach den ersten drei Stücken nicht mehr fotografiert werden durfte. Aber letztlich hatte jeder ja doch das ein oder andere brauchbare Foto von Ronan im Kasten, so dass auch die Fotografen das Konzert genießen konnten. Und Ronans Ausstrahlung griff auch sofort auf die meisten Besucher über, denn bei diesem sympathischen Energiebündel ist es fast unmöglich, nicht von seiner positiven Art angesteckt zu werden.

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Neben den bereits erwähnten Stücken spielte die Band eine nahezu perfekte Mischung aus alten Klassikern und neuen Songs. Von „Transnational“ waren noch „Primary“, „Everything“, „Off Screen“ sowie im ersten Zugabenblock „If I was“ dabei. Mit der genialen Ballade „Illusion“ brachte VNV etwas Ruhe in das temporeiche Konzert, während die Klassiker „Epicentre“, „Standing“, „Tomorrow never comes“und „Farthest Star“ die Fans begeisterten. Es gab allerdings einen Moment im Konzert, bei dem die Stimmung den Bach runterging und Ronan das Konzert fast abgebrochen hätte – und das ausgerechnet an einem der eigentlich schönsten Momente des Konzertes, dem Acoustic-Part.

Vor dem Acoustic-Part bat Ronan die Fans, für ein paar Minuten das Reden einzustellen und wirklich ruhig zu sein, damit er sich konzentrieren und alle diesen Moment genießen können. Dann begann die Piano-Version des genialen Klassikers „Further“, jedoch hielten sich ein paar Strategen im vorderen Bereich nicht an die Bitte des Sängers und unterhielten sich während des Songs weiter. Derart respektloses Verhalten brachte Ronan zu Recht auf die Palme, so dass er seinen Unmut auf englisch per Mikro kundtat: „Könnt ihr nichtmal 5 Minuten ruhig sein? Ein paar Leute verderben dem Rest das Konzert. Ich hoffe, euer Gespräch war wichtig und weltverändernd!“ Seine Reaktion ist nur allzu verständlich, denn wenn ein Künstler, egal welcher Richtung, sein Publikum explizit bittet, während einer Performance ruhig zu sein, gebietet eigentlich schon der Respekt vor dem Künstler, seiner Bitte auch nachzukommen. Ihn einfach zu ignorieren, ist respektlos und es hätte sich niemand beschweren dürfen, wenn er tatsächlich das Konzert an dieser Stelle abgebrochen hätte. Das konnte er jedoch der Mehrheit des Publikums nicht antun und so entlud sich sein Frust im nächsten Stück „Control“, welches vom Titel und Tempo her sogar zur Situation passte.

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Zumindest wurde das traumhaft atmosphärische „Nova“ nicht gestört und zum Ende des letzten Zugabenblocks folgte fast schon traditionell das Stück „Perpetual“, welches nicht nur eine geniale Melodie hat, sondern mit „Let there be neverending light“ auch einen zum Mitsingen perfekt geeigneten Refrain. Selbiger wurde von den Fans auch begeistert intoniert, auch als die Musik bereits endete. Ronan und Mark waren davon sichtlich berührt. Ronan gab dies auch zu: „Wir haben schon so viele Konzerte gespielt, aber solche Momente finden wir immer noch unglaublich!“ Damit nahm ein gelungenes Konzert einer absoluten Ausnahmeband trotz kurzer Dissonanzen einen tollen Abschluss, und Ronan wies noch auf den Festival-Auftritt von VNV beim Blackfield-Festival und dem Call the ships to night-Event auf dem Rhein im Rahmen des zehnten Amphi-Festivals hin, bei welchem es ein „VNV Classical“-Set am Piano geben wird. Ein ganz besonderes Ereignis für alle Fans von VNV Nation. Bis dahin bleibt zu hoffen, dass VNV Nation bald wieder nach Hannover zurückkehren und es dann keine Störfaktoren zu vermelden gibt.

Text & Fotos: Steve Palaser

Weiterführende Links:

VNV Nation Homepage

Capitol

Blackfield-Festival

Amphi-Festival

www.neuwerk-music.de

www.hannover-concerts.de

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Über Steve

Steve Palaser ist Freier Journalist & Übersetzer DE - EN, EN - DE Mehr Info unter dem Button "Unser Team" oder bei Google - da er zumindest deutschlandweit der Einzige mit diesem Namen ist! Ein echtes Unikat!

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