HobbitCon 3 – Tag 2: Sylvesterfeier zu Ostern

hobbitcon050415_222Ein wichtiger Bestandteil einer jeden Con sind die Con-Parties, deren größter Nachteil darin besteht, dass man am nächsten Morgen meist nicht rechtzeitig wach und fit ist, um die ersten Programmpunkte des zweiten Con-Tages mitzubekommen. Bereits um 10 Uhr morgens starteten die ersten Workshops, Vorträge und Guest-Panels.

Laura Jansens zweiter Cosplay-Workshop und vier englischsprachige Vorträge hintereinander sorgten abseits des Hauptsaales dafür, dass die Besucher sich bereits früh wieder konzentrieren mussten. Die Bandbreite reichte von Marcel Bülles‘ Blick auf Gandalf, über die Wiederholung des Vortrages zu Galadriel, welchen Renate Knobloch Maas nun auf englisch hielt, bis hin zu Denise Burkhards spannender Lecture „Evil creeps below the surface“ und Christian Weichmanns Blick auf „Tolkiens Oxford – Traces of his Life“.

Im Hauptsaal eröffneten der Schotte Graham McTavish (Dwalin), der mit seinen knapp 1,90 m Körpergröße wohl der größte Schauspieler ist, der je einen Zwerg gespielt hat, gemeinsam mit Ken Stott (Balin) das Programm, begleitet vom frisch rasierten MoC Mark Ferguson. McTavish ist nicht nur aus der „Hobbit“-Trilogie bekannst, sondern auch aus „Lost“, „Numb3rs“ und ist aktuell in der Serie „Outlander“ zu sehen. Außerdem macht er viel Voice-Over für Videospiel-Charaktere. Nach dem kurzweiligen Panel der beiden, traten Jeffrey Thomas und John Bell auf die Bühne. Der Schauspielveteran Thomas hat u. a. bereits in den Neunzigern in der Serie „Hercules“ als wiederkehrende Rolle den Jason gespielt, während Bell noch ein echter Newcomer ist. Trotz des großen Altersunterschiedes verstanden sich die beiden bestens und stellten u.a. spontan die Szene nach, in der Bard den Drachen erschießt.

Foto-Galerie 1:

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Das dritte Stargast-Panel des Ostersonntags bestritt William Kircher (Bifur) allein und die Besucher merkten deutlich, was für ein geborener Entertainer Kircher ist, denn er gab nicht nur schlagfertige Antworten, sondern lieferte auch noch mehrere Gesangseinlagen ab, die mit heftigem Beifall bedacht wurden. Danach zeigte Herbert Hoppe seine zweiten Neuseeland-Impressionen und Robert Vogel blickte nostalgisch auf die Zeit zurück, in der Tolkiens Werke erstmals nach Deutschland kamen. Schauspieler-Panels fanden bis zum frühen Abend erst einmal nicht mehr statt, da die Schauspieler den ganzen Nachmittag anderweitig beschäftigt waren, und zwar mit der offiziellen Autogrammstunde. Das bedeutete im Umkehrschluss, dass keiner der Vorträge so voll war wie sonst, da die meisten Fans nun Schlange in der Autogramm- bzw. Foto-Session standen. Aber dennoch gab es auch für diejenigen, die kein Interesse an Autogrammen von oder Fotos mit den Schauspielern hatten, ausreichend Programm.

So konnte man die Gelegenheit entweder dazu nutzen, den Händlerraum zu durchstöbern. Hier gab es von mittelalterlicher Gewandung über Schmuck, Met, Trading Cards, DVDs, Bücher, Figuren, Schwertern so ziemlich alles, was das Herz eines Fantasy-Anhängers höher schlagen lässt. Oder man begab sich in den Raum mit der Modell- & Kunstausstellung, in welchem Dutzende gezeichneter, gemalter oder gebastelter Kunstwerke darauf warteten, bewundert und von den Fans bewertet zu werden, damit die Sieger in ihrer jeweiligen Kategorie am Ende der Con einen Preis dafür gewinnen konnten. Der Raum der Deutschen Tolkien-Gesellschaft (DTG) bot sich ebenfalls immer für einen Besuch an, um interessante Gespräche mit Tolkien-Anhängern zu führen. Ansonsten liefen natürlich auch noch weitere gut besuchte Workshops und Vorträge, wie z.B. der zweite Chor-Workshop von Kerstin-Anja Münderlein, der zweite Zeichen-Workshop von Linda Wolf oder der Tengwar-Kurs von Renate Knobloch-Maas, der den Teilnehmern die elbische Schrift näherbrachte.

Foto-Galerie 2 – die Kunst-Ausstellung:

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Die Vorträge waren ebenfalls vielfältig: Teresa Fasching offerierte einen hochinteressanten Überblick über die Geschichte der Drachen und wie sie eigentlich aufgebaut sein müssten, um in der realen Welt existieren zu können. Dr. Christian Weichmann beschäftigte sich mit Arthur, Gudrun und dem Bienenwolf und Robert Vogel gab Tipps, welche Dokumentarfilme zu Tolkien lohnenswert sind und welche eher nicht. Doch zuvor gab es im Hauptsaal zwischen 15 und 17 Uhr noch ein Highlight, welches seit Jahren zur Ring– bzw. HobbitCon gehört. Das moderierte Streitgespräch zwischen Friedhelm Schneidewind und Stefan Servos zur Thematik „Buch vs Film“.

Während die beiden seinerzeit mit den LOTR-Verfilmungen begonnen hatten, konzentrierten sie sich auf den HobbitCons natürlich auf die Hobbit-Verfilmungen. Nachdem nun alle drei Teile der Hobbit-Trilogie gelaufen sind, wurde es Zeit für ein abschließendes Resümee, wobei Schneidewind eher auf Seiten des Buches war, aber auch Stefan Servos nur bedingt mit den Entscheidungen Peter Jacksons einverstanden war. Wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass hier aus einem Buch, welches keine 300 Seiten umfasst, drei abendfüllende Spielfilme in Überlänge gemacht wurden, die zu schauen mehr Zeit in Anspruch nimmt, als das Buch zu lesen. Sowohl die beiden Diskutanten als auch das Publikum waren sich einig darin, dass die z. B. hinzugedichtete Dreiecksbeziehung zwischen Tauriel, die nur für die Filme erfunden wurde, Legolas und Zwerg Kili überflüssig und aufgesetzt wirkt und den Erzählfluss der Filme eher stört, statt ihn zu fördern. Insgesamt war das Streitgespräch wieder sehr interessant und es kamen viele gute Argumente, auch aus dem Publikum, mit dem die Diskussion weitergeführt wurde. Dies alles im Detail zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen, da muss man schon vor Ort gewesen sein. Es gab nur einen Wermutstropfen, als Friedhelm Schneidewind ankündigte, dass dies bis auf weiteres sein letzter Auftritt auf der Ring- bzw. HobbitCon gewesen ist, da er nach knapp 15 Jahren fast alle spannenden Themen rund um die Filme durch hat.

Aber wen diese Ankündigung traurig machte, wurde beim nächsten Panel wieder mehr als aufgemuntert, denn wie bereits bei der ersten HobbitCon erwies sich Sylvester McCoy wieder als absolutes Highlight und „Gute-Laune-Garant“. Während 99% der Stars statisch auf der Bühne stehen, während sie die Fragen der Fans beantworteten, war McCoy schon vom Auftritt an trotz seines fortgeschrittenen Alters ein quirliges Energiebündel, der sich direkt zu den Fans ins Publikum begab und sie aufforderte, ihm zu folgen, während er durch den Saal ging, um sich ab und an umzudrehen und ihnen das Mikro unter die Nase zu halten, damit sie ihre Fragen stellen konnten, die er schlagfertig und witzig beantwortete. So ergab sich wieder das Bild, dass ein kleiner, alter Mann mit Stock und Hut eine Polonäse von Fantasy-Fans anführte und mit Charme und Witz unterhielt. Aber auch hier gilt: Man muss es selbst erlebt haben, um nachvollziehen zu können, warum es unmöglich ist, bei einem Sylvester McCoy-Auftritt schlecht gelaunt zu bleiben. Auf der HobbitCon wurde quasi zu Ostern Sylvester gefeiert.

Foto-Galerie 3 – der Costume Contest:

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Nach diesem viel zu schnell geendeten Panel folgte der von Nessi moderierte Costume Contest, zu dessen Jury neben einigen Schauspielern auch Con-Veranstalter Dirk Bartholomä zählte. Allerdings war der Kostümwettbewerb trotz 33 Teilnehmern nicht so gut wie der von der letzten RingCon und dies lag nicht etwa daran, dass die Kostüme schlecht aussahen oder ähnliches. Im Gegenteil, die Kostüme wirkten sehr originalgetreu mit vielen Details und waren teilweise wirklich beeindruckend. Was fehlte, war ein wenig Abwechslung, denn wenn von 33 Teilnehmern gefühlte 31 eine Variation von „Kili & Fili“ sind, dann mögen die Kostüme noch so toll sein, irgendwann wird es halt langweilig. Ein interessantes Detail war jedoch, dass die meisten derjenigen, die in den Zwergenkostümen mitsamt Bärten steckten, weiblichen Geschlechts waren. Am Ende des Wettbewerbes, nachdem die Preise vergeben wurden, hielt sogar eine Teilnehmerin auf der Bühne um die Hand ihrer Partnerin an. Ein schöner Moment. Nach dem Kostümwettbewerb folgte noch ein lustiges Panel mit Mark und diversen Zwergenschauspielern sowie das zweite und letzte Einzelpanel von Luke Evans, der von den Fans ein T-Shirt mit der Aufschrift „I am the Dragon Slayer“ geschenkt bekam und dieses auch stolz auf der Con trug. Danach ging es mit den Con-Parties weiter und der zweite Tag der HobbitCon 3 am Ostersonntag fand sein würdiges Ende.

Text: Steve Palaser

Fotos: Steve Palaser & Lothar Kaesler

Weiterführende Links:

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Über Steve

Steve Palaser ist Freier Journalist & Übersetzer DE - EN, EN - DE Mehr Info unter dem Button "Unser Team" oder bei Google - da er zumindest deutschlandweit der Einzige mit diesem Namen ist! Ein echtes Unikat!

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