Alexander Kaschte in Bestform
Können harte Klänge zum Nachdenken anregen? Viele Kritiker waren der Meinung, dass es unmöglich sei, die Stücke des aktuellen Samsas Traum Albums „Poesie: Friedrichs Geschichte“ live zu spielen. Nicht wegen technischer Aspekte, sondern wegen inhaltlicher. Denn auf dem Konzeptalbum geht es um die Geschichte eines in der Zeit des Nationalsozialismus aufwachsenden Jungen, dessen große Leidenschaft das Schreiben von Gedichten ist. Von seinem Umfeld als verhaltensgestört, von den Ärzten als schizophren eingestuft, ereilt ihn das Schicksal unzähliger anderer behinderter und psychisch kranker Menschen – sein Leben wird im Namen der Euthanasie in der NS-Tötungsanstalt Hadamar auf schrecklichste Weise beendet. Nicht unbedingt ein Thema, welches sich für einen entspannten Konzertabend eignet.
Aber die Hörer von Samsas Traum wissen, worauf sie sich einlassen und geben ihr Gehirn nicht am Eingang ab, wie man es bei manch anderen Konzerten unbesorgt tun könnte. Entsprechend war klar, dass Samsas Traum Mastermind Alexander Kaschte Stücke aus „Poesie“ spielen würde. Und natürlich sind Titel wie „Sauber“, „Und ich schrieb Gedichte“ oder „Wir fahren in den Himmel (und ich kotze Angst)“ alles andere als Partymucke, aber wer bei einem Samsas Traum Konzert Party erwartet, ist da eh falsch. Das Stück „Richard, warum zitterst Du“ kam live besonders beklemmend und das zeigt doch, dass die Emotionen, die Samsas Traum auf dem Album erzeugen konnten, auch live erzeugt werden können.
Bilder-Galerie Samsas Traum:
Aber Kaschte spielte natürlich auch ältere Stücke, darunter auch das populäre „Kugel im Gesicht“. Als Zugabe gab es sogar noch zwei sehr gut gelungene Akustikversionen auf die Ohren, bevor Alex die Leute in die kalte Nacht entließ. Als Vorband und Unterstützung von Samsas Traum am Keyboard fungierte übrigens Vic Anselmo. Die lettische Musikerin, die im Oktober ihr aktuelles Solo-Album „Who disturbs the water“ herausgebracht hat, bot mit ihren melancholischen Pianoklängen und ihre schönen Stimme die perfekte Ergänzung zu den meist deutlich härteren Klängen von Samsas Traum.
Text & Fotos: Steve Palaser
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