RingCon 15 – der Sonntag
Der letzte Tag einer jeden Con hat immer etwas Melancholisches. Allen Anwesenden ist bewusst, dass die Closing Ceremony und damit der Abschied von neuen und alten Freunden immer näher rückt. Ein paar Stunden noch und die Besucher wurden wieder in die kalte Realität entlassen. Dieses Gefühl wird auch Con-Blues genannt und war in diesem Jahr natürlich noch viel schlimmer als sonst, denn es war zu diesem Zeitpunkt ja bereits jedem bekannt, dass dies die letzte RingCon gewesen sein würde. Nichtsdestotrotz war auch der Sonntag wieder mit vollem Programm gefüllt, bevor es zur Closing Ceremony kam. Neben der zweiten großen Autogrammstunde gingen auch die Lesung von Diana Gabaldon und diverse Workshops wie Chor und Tanz in die letzte Runde. Danach gab es den ersten nostalgischen Rückblick.
Stefan Servos und Marcel Bülles, ihres Zeichens diejenigen, die das Konzept der RingCon vor über zehn Jahren entworfen haben und damit zu FedCon-Veranstalter Dirk Bartholomä gingen, damit sie es gemeinsam realisieren konnten, enterten die Bühne des Hauptsaales und blickten zurück in die Zeit, in der sie sich kennengelernt hatten und wie sich alles entwickelt hatte. Dazu zeigten sie einige witzige Dias und erzählten lustige Anekdoten. Das Ironische ist, dass sie diesen Vortrag schon geplant hatten, bevor sie wussten, dass dies die letzte RingCon sein würde. Durch diese Entwicklung der Dinge bekam der Vortrag natürlich eine besonders wehmütige, bittersüße Note.
Bilder-Galerie 1 (80 Fotos – Marcel Bülles & Stefan Servos, Robert Vogel, Carice van Houten, Outlander Special, Gemma Whelan):
Auch die übrigen Referenten gaben am letzten Tag noch einmal alles. Robert Vogel stellte eine Vielzahl von Webserien vor, die zwar überwiegend Fan-Produktionen sind, denen man dies aber keinesfalls ansieht. Es war für jeden etwas dabei, von Steampunk über Comedy, Sci-Fi, Fantasy und Action, man muss nur wissen, wo man diese Projekte findet. Marion und Frank Müller sind mit der Game of Thrones Ausstellung durch Europa getourt und zeigten exklusive Fotos und hatten einige spannende Stories parat und auch die Hipsterfangirlfashion-Mädels hatten den Look von Game of Thrones als Thema ihres Styling-Workshops. Betty Finke entführte die Besucher in die anderen Fantasy-Welten abseits der allseits bekannten Welten von Tolkien, Rowling und Martin. Während Carice van Houten bei ihrem zweiten Panel der Con ebenso stilvoll wie sympathisch wirkte wie tags zuvor, hielt Autorin Mary Cronos eine Lesung aus ihrem Werk „Nafishur“.
Marcel Bülles präsentierte die seiner Meinung nach 33 besten Fantasy-Bücher aller Zeiten, zu denen natürlich auch die „unendliche Geschichte“ und Klassiker wie „Dracula“ und „Frankenstein“ zählten. Er war aber auch offen für Vorschläge aus dem Publikum, da auch er bei der Fülle an Büchern nicht alles kennen konnte. Robert Vogel beschäftigte sich in seinem letzten Vortrag dieser Con mit den unbekannten Filmwelten des H.P. Lovecraft, dessen literarische Werke vom Mainstream-Kino immer eher als Vorlage für Splatter genommen werden, die aber eigentlich psychologischen Horror erzählen. Zum Glück existieren heute viele Kurzfilme und Independent-Produktionen, die dem Stoff eher gerecht werden. Vogel hat einige davon vorgestellt.
Bilder-Galerie 2 (80 Fotos – Game of Thrones Special, Closing Ceremony Teil 1):
Im Hauptsaal fand derweil das zweite Outlander-Special mit den vier Schauspielern plus Autorin statt, die ihr Panel mit einem schottischen Schlachtruf beendeten. Damit endeten die parallel laufenden Veranstaltungen. Die letzten beiden Programmpunkte fanden im Hauptsaal statt und auch ansonsten machte sich außerhalb des Hauptsaales so langsam Aufbruch-/Abschiedsstimmung bereit. Die zahlreichen Händler in den Gängen und im Händlerraum begannen, ihre Zelte und Tische abzubauen, die Kunstausstellung schloss ihre Pforten und auch der Stand, bei dem man die seltene Möglichkeit hatte, sich komplett scannen zu lassen und eine 3D-gedruckte „Action-Figur“ von sich selbst zu bekommen, machte dicht. Das RingCon-Merchandising wurde ebenso eingepackt wie die verschiedenen mittelalterlichen Spirituosen wie Kirsch- und Honigbier, Met und Absinth, so dass spätestens zur Closing Ceremony alle Anwesenden nur noch einen Treffpunkt hatten, den Hauptsaal.
Doch zuvor gab es noch ein Game of Thrones-Special, bei dem Ian Beattie, Finn Jones, Amrita Acharia, Jack Gleeson und Gemma Whelan gemeinsam auf der Bühne waren und sich den Fragen der Fans stellten. Ein äußerst amüsantes Panel, nicht nur weil die Akteure sich gegenseitig die Bälle zuspielten, sondern weil Gemma Whelan ihren Kollegen, Moderator Mark Ferguson und den Fans Bananaman erläuterte. Bananaman ist ein britischer Kinder-Cartoon aus den 80ern, der eine Persiflage auf Superhelden-Klischees darstellt und den außer der jungen Britin Gemma wohl niemand mehr kannte. Das Thrones-Panel war nicht nur das letzte reguläre Panel der RingCon, sondern auch eines der besten.
Bilder-Galerie 3 (97 Fotos – Closing Ceremony Teil 2):
Danach wurde es Zeit für die Closing Ceremony, bei der noch einmal alle noch anwesenden Stargäste (Autoren, Referenten, Workshop-Leiter, Schauspieler) auf die Bühne kamen, um sich zu verabschieden. Doch zuvor wurden erst einmal die Sieger der verschiedenen Wettbewerbe (u.a. Video und Kunst) gekürt und Tanz-und Chor Workshop präsentierten ihre übers Wochenende einstudierten Stücke. Außerdem bedankten sich die Veranstalter bei den Sponsoren und beim Maritim Hotel für die tolle Zusammenarbeit und es passierte etwas, was sehr selten ist: Der Moderator Mark Ferguson bekam minutenlange Standing Ovations, was ihn fast sprachlos machte und ihm auch die eine oder andere Träne ins Gesicht trieb. Auch die Stargäste konnten bei ihren Abschiedsstatements nicht glauben, dass dies die letzte RingCon sein sollte. Am Ende wurde auch Veranstalter Dirk Bartholomä auf die Bühne geholt und bekam ein von vielen unterzeichnetes „Thank you, Dirk“ Plakat gereicht und wurde von Mark und vielen der Gäste umarmt. Nachdem die Stars unter stetigem Beifall der Fans noch zweimal auf die Bühne kamen und sogar eine Polonäse durch den Saal machten, nachdem Liam McIntyre einmal durch den ganzen Saal gesprintet war und mit den Fans abgeklatscht hatte, war die RingCon 15 endgültig Geschichte.
Mark verabschiedete sich und es lief das obligatorische Abschiedsvideo mit Impressionen vom Wochenende, bevor der Saal sich leerte und die ganzen Helfer sich fürs Gruppenfoto auf der Bühne versammelten. Aber trotz allem Wehmut gab es auch gute Nachrichten: Fantasy-Fans haben ja mit der vierten HobbitCon, die vom 1. – 3. April 2016 im Maritim Bonn stattfindet, noch ein As im Ärmel. Wenn diese nämlich gut besucht ist, wird Dirk natürlich weitermachen, bzw. 2017 dann die Konzepte von HobbitCon und RingCon zusammenführen und eine neue Fantasy-Con ins Leben rufen. Also, nichts wie hin zur HobbitCon. Es haben bereits fast sämtliche Zwergen-Darsteller aus den Hobbit-Filmen ihr Kommen zugesagt, Mark wird wohl wahrscheinlich wieder moderieren und bei der Closing Ceremony der RingCon hat er auch verkündet, dass Dirk jetzt die beiden „RingCon-Maskottchen“ Lori Dungey und Craig Parker, der wegen Dreharbeiten ja leider kurzfristig seine RingCon-Teilnahme absagen musste, offiziell zur HobbitCon eingeladen hat. Die lang erwartete Party kann also weitergehen….
Text: Steve Palaser
Fotos: Lothar Kaesler
Weiterführende Links:
