Am Donnerstag, den 3. Dezember 2015, lud der Verein Logistikportal Niedersachsen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr dieses Jahr in einem neuen Tagungsort ein, dem Kastens Hotel Luisenhof, logistisch zentral gelegen in Hannovers Innenstadt, zur Veranstaltung „Logistikland Niedersachsen – Quo Vadis?“. Diese Netzwerkveranstaltung bot den Mitgliedern des Vereins sowie allen anderen interessierten Gästen aus der Logistik-Branche und Logistikaffinen Branchen die Möglichkeit zum Informationsaustausch zwischen Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.
Dieses Jahr wurde das Thema „Green Logistics – strategischer Erfolgsfaktor?!“ in den Mittelpunkt gerückt. Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr betonte in seinem Grußwort, wie wichtig die Logistikbranche mit über 260 000 Beschäftigen für den Niedersächsischen Arbeitsmarkt sei. Ohne Logistik wäre zudem die „Betriebsfähigkeit eines modernen Marktes gar nicht aufrecht zu erhalten.“ Auch wahrnehmbar sei Logistik im exportierenden Ernährungssektor und in der Energiewende, wenn Windenergieanlagen transportiert werden müssen. Das „Logistikportal Niedersachsen ist unser starker Partner in der Frage der Herausforderung der Logistik“, betonte Lies. 2014 wurden 60 neue Logistikinvestitionen mit einem Investitionsvolumen von 370 Mio Euro in Niedersachsen getätigt, was einen 30%igen Rückgang im Vergleich zum Investitionsvolumen des Vorjahres bedeutet. Dennoch wurden mit diesen Investitionen 2000 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Auch im abgelaufenen Jahr 2014 setzt sich der seit Jahren zu beobachtende Trend einer Verschiebung der Investitionsaktivitäten in das westliche Niedersachsen fort. Insbesondere die Region entlang der Hansalinie und der Ems-Achse konnte mit 40 Prozent aller getätigten Investitionen einen Spitzenwert erzielen.
Der Minister hob beim Tagungsschwerpunkt „Green Logistics“ besonders auch im Kontext der Pariser Klimakonferenz hervor, dass der Schwerpunkt vorrangig mit Emissionen verbunden sei, gerade was die „Debatte mit unserem Automobil-Hersteller Volkswagen“ beträfe. Emission eines Fahrzeugs seien aber nicht nur die Betriebsemissionen, die nur 40% ausmachen würden, sondern auch die Primärenergie, die Transportlogistik bis hin zum Recycling des Fahrzeugs, so Lies. „Der Stellenwert einer CO2-ärmeren Logistik wird im Fokus der Unternehmen steigen.“ Lies erzählte dazu begeistert vom CO2-armen Flüssiggas-LKW, dem LNG (Luqified Natrual Gas)-Truck, den er in Braunschweig kennenlernen durfte. Er stellte die Frage, ob ein Logistik-, bzw. Industriegebiet nicht immer auch trimodal, also zu Wasser, zur Schiene und zur Straße anzubinden sei. Er sprach zudem die Dry-Ports an, die er sich in China ansah. Diese Güterverkehrszentren im Hinterland würden Güter schneller verteilen. Weitere Vorteile für ein Dry Port sind auch: Kürzere Liegezeiten für Schiffe, geringerer Treibstoffverbrauch und CO2-Einsparungen. Der Minister hinterfragte in Bezug auf Green Logistics, ob nicht auch bei uns, im Zug der besseren Vernetzung der Güter eine schnellere Hinterlandabfertigung zu bewerkstelligen sei. Dazu müssten, trotz vieler Baustellen, unter anderem in eine entsprechende Infrastrukturerhaltung und -sanierung investiert werden, damit keine Umwege gefahren und die Green Logistics-Konzepte nicht „wieder hinfällig gemacht werden.“
Auf das Grußwort folgend stellte Stefan Schröder, Geschäftsführer der LogisticNetwork Consultants (LNC) GmbH den Marktspiegel Logistik 2014/15 vor. Schröder betonte dabei u.a. die Investitionsarten, wie -volumen, die Digitalisierung in der Industrialisierung 4.0 sowie räumliche Erschließungsfunktionen von Logistikzentren.
Im Anschluss sprach Wendelin Groß vom Logistikberatungszentrum 4flow über „Green Logistics – was bringt die Zukunft?“ Dabei stellte er Emissions- und Kosteneinsparungskonzepte seiner Firma in Hinblick auf Green Logistics vor. Unter anderem präsentierte er Berechnungen, die die Kosten vom CO2-Verbrauch eines Logistikunternehmens untersuchten.
Hierin würden sich Einspar-Spannen bei der Reduzierung einer Tonne CO2 von einigen 100 bis zu 10 000 Euro ergeben. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, so Groß, Investitionen in Ressourcen und Mitarbeitermotivationen zu tätigen.
In der anschließenden Mittagspause hatten die Teilnehmer die Gelegenheit zu netzwerken und neue Kontakte zu knüpfen, bevor sich Oliver Püthe vom Kölner Knowledge-Center GS1 Germany GmbH, welche Geschäftsprozesse von Unternehmen optimiert, in seinem Vortrag mit „Lean and Green“ befasste. Er stellte u.a. das Problem der Kohlenstoffblase dar: Irgendwann sind alle kohlenstoffbasierten Energieträger auf der Erde verbraucht. 2,7 Milliarden Tonnen seien dann emittiert. Um das 2 Grad-Ziel der internationalen Klimapolitik einzuhalten, dürfe man nach seinen Berechnungen nur noch 565 Millionen Tonnen CO2 verbrauchen, was ein Zielkonflikt darstelle. Das Problem wäre, dass aber gerade diese 2,7 Milliarden Tonnen schon in den Energieversorger-Firmen wie Shell, etc. vorbilanziert seien.
Um diesem Zielkonflikt zu entgehen, vergibt GS1 Grüne Sterne, den „Lean and Green“-Award, wenn ein Unternehmen Maßnahmen träfe, um eine CO2-Reduktion auf 0 ökologisch nachhaltig zu erreichen. Das wird vom unabhängigen TÜV Nord überprüft.
In der darauf folgenden Podiumsdiskussion, die wie gewohnt von Lutz Lauenroth, dem stellvertretenden Chefredakteur der DVZ moderiert wurde, wurde ebenfalls über die „Green Logistics: Strategischer Erfolgsfaktor – agieren oder reagieren?“ diskutiert. Neben Oliver Püthe gehörten Dr. Carla Eickmann vom Niedersächsischem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Steffen Hochhaus, von der Lyreco Deutschland GmbH, welches ein Büroartikellogistiker ist und Helge Rigterink, von der Rigterink Logistik GmbH & Co. KG zu den Diskussionsteilnehmern.
Nach einer Kaffeepause trafen die Mitglieder des Logistikportals noch zu einer Mitgliederversammlung zusammen.
Kurzum war „Logistikland Niedersachsen – Quo Vadis?“ wieder eine gelungene Veranstaltung für Logistiker und Logistikaffine Branchen und hat gezeigt, dass man sich in dieser Branche nach wie vor in einer spannenden Zeit des Wandels befindet.
Text & Fotos: Frank Mandrella
Weiterführende Links:
Logistikportal Niedersachsen e.V.
Niedersächisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr