Nordic Symphony: Tarja und Stratovarius im Capitol

Weniger Besucher als erhofft sorgen dennoch für tolle Stimmung

Sowohl als Veranstalter wie auch als Künstler kann man nie sicher sein, wie viele Fans ein Event anlocken wird, gerade jenseits des sogenannten Mainstreams. Doch das Paket, welches hier unter dem Banner Nordic Symphony geschnürt wurde, hätte eigentlich für volle Konzerthallen sorgen müssen. Zwei legendäre Metal Acts, die beide eine große Fanbasis haben und schon seit Jahrzehnten aktiv sind. Stratovarius wurde immerhin schon in den 80ern gegründet und Tarja steht laut eigener Aussage während des Konzertes auch bereits schon seit 22 Jahren auf der Bühne und auch auf einschlägigen Festivals zählen beide Bands meist zu den Hauptacts! Mangelnde Bekanntheit oder Erfolglosigkeit kann man den finnischen Bands wohl kaum zur Last legen und eine gemeinsame Tour als Doppel-Headliner mit Aussicht auf das ein oder andere Duett sollte die Metal-Fans in Scharen zu den Konzert-Locations pilgern lassen.

Sollte. Dem war aber leider nicht so, zumindest in Hannover. Nur rund 800 Fans fanden sich am Tag der Deutschen Einheit zum Tarja/Stratovarius Doppelpack im Capitol Hannover ein. Während das Musikzentrum mit so einer Besucherzahl bereits überlastet gewesen wäre, war das Capitol nicht einmal halbvoll, da der Standort 1.800 Besucher fasst. Es liegt nicht daran, dass es in Hannover zu wenig Tarja-Fans gibt, denn bei Tarjas letzten Auftritten im Capitol und im Theater am Aegi 2014 und 2016 freute sie sich noch über volles Haus. Entsprechend darf man schon enttäuscht sein, wenn sich bei der aktuellen Konstellation, die ja nicht nur die Tarja-Fans, sondern auch die Stratovarius-Fans hätte mobilisieren müssen, nur so wenig Fans zum Konzertbesuch entschlossen haben. Es wurde schon spekuliert, ob vielleicht die eher verhaltene Rezeption der letzten beiden Alben für den Zuschauerschwund verantwortlich war, aber was auch immer die Faktoren sind, die zum Fernbleiben der Fans geführt haben, dies mögen andere analysieren, sie haben jedenfalls ein nettes Konzert verpasst.

Bilder-Galerie 1:

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Bereits der Support Act Serpentyne aus Großbritannien sorgte mit eingängigem Folk Metal mitsamt Dudelsack und anderen mittelalterlichen Instrumenten für symphonische Klänge und eine gute Einstimmung in den Konzertabend. Das sympathische Auftreten und die tolle Stimme von Sängerin Maggiebeth trugen natürlich einen nicht unwesentlichen Anteil dazu bei. Mit „The Dark Queen“, „Spirits of the Desert“, Viking Blood“ und „Helen of Troy“ spielten sie auch einige ihrer beliebtesten Stücke. Nach kurzer Umbaupause enterten die Jungs von Stratovarius die Bühne und zeigten mit viel Spielfreude, dass es ihnen egal ist, ob sie vor 10 oder 10.000 Fans spielen. Entsprechend schnell sprang der Funke über und Besucher und Band genossen den Auftritt gemeinsam. Das war bei Songs wie „Unbreakable“ und „Oblivion“ auch nicht allzu schwierig. Da es sich um eine Doppel-Headliner-Tour handelte, spielten aber weder Stratovarius noch Tarja ein volles Set, sondern jeweils nur ca. elf Stücke und so verließen Stratovarius die Bühne auch nach gut einer Stunde bereits wieder.

Bilder-Galerie 2:

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Nach einer weiteren Umbaupause betrat Tarja im schwarzen Lederoutfit die Bühne des Capitols und rockte gleich richtig los. Neben aktuelleren Songs durften Klassiker wie „I Walk Alone“ und „Innocence“ natürlich nicht im Set fehlen. Auch Tarja war sichtlich in Spiellaune und unterhielt sich zwischen den Songs auch mit den Fans. Nach nur elf Stücken war der Konzertabend aber auch schon beendet, eine Zugabe gab es leider auch nicht. Das war sehr schade, insbesondere weil eine solche sich ja für ein Duett mit Stratovarius angeboten hätte, etwas, das beide Bands in der Vergangenheit bereits gemacht haben und was für diese Tour im Trailer eigentlich auch angedeutet war. Bei Tarjas Setlist fiel auch auf, dass im Gegensatz zu vorigen Konzerten/Touren nicht ein einziger Nightwish-Song darunter war, was auch ein paar Fans enttäuschte.

Wenn man die Fanbrille einmal absetzt, muss man auch sagen, dass Tarja letzte Solo-Alben auch nicht mehr das Flair hatten, das man gewohnt ist. Tarjas Sopran ist immer noch einzigartig, aber die musikalische Komponente wirkt bei vielen der letzten Songs immer austauschbarer, durchschnittlicher, nichts Besonderes. Vielleicht braucht sie doch jemanden, der Musik für sie schreibt, die genauso einzigartig wie ihre Stimme ist. Man weiß es nicht. Das Publikum ging zumindest mit einem ähnlichen Gefühl heim, zwar eigentlich drei gute Bands mit professionellen Performances gesehen zu haben, jedoch fehlte das gewisse Etwas. Man wird sehen, was die Zukunft bringt. Vielleicht enthält das nächste Album ja wieder Stücke mit Hit-Potenzial und beim nächsten Auftritt in Hannover wird die Halle wieder voll.

Text & Fotos: Steve Palaser

Weiterführende Links:

Tarja

Stratovarius

Serpentyne

Capitol Hannover

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Über Steve

Steve Palaser ist Freier Journalist & Übersetzer DE - EN, EN - DE Mehr Info unter dem Button "Unser Team" oder bei Google - da er zumindest deutschlandweit der Einzige mit diesem Namen ist! Ein echtes Unikat!

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