Vollständig beendet waren die Bauarbeiten zum Eröffnungstermin zwar noch nicht, aber die noch ausstehenden Arbeiten sind hauptsächlich kosmetischer Natur. Entsprechend stand der großen Eröffnungsfeier am 18. Januar 2013 nichts im Wege. Die Herrenhäuser Gärten und das Schloss lagen zu dem Zeitpunkt unter einer Schneedecke, was dem Ganzen zusätzlich ein besonderes Flair verlieh. Bereits um 14:30 Uhr versammelten sich die zahlreich erschienenen, internationalen Pressevertreter, viele von den englischen Medien, aus Print, Funk, TV und Internet, am Eingang des Schlosses, um die Ankunft der prominenten Gäste in Bild und Ton festzuhalten. Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der Volkswagenstiftung, die für den Neubau des Schlosses maßgeblich verantwortlich war, wartete ebenfalls in der Kälte, um seine Gäste persönlich zu begrüßen. Fast alle wesentlichen Akteure aus Hannovers Wirtschaft und Politik gaben sich ein Stelldichein. Ex-OB Herbert Schmalstieg, amtierender OB und künftiger Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der inzwischen abgewählte Ministerpräsident David McAllister (CDU), FDP-Generalsekretär Patrick Döring, Wirtschaftsdezernent Hans Mönninghoff, Bürgermeister Bernd Strauch (SPD) sind nur einige der prominenten Namen, die sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollten. Auch Elisabeth Schweeger, Intendantin der Kunstfestspiele Herrenhausen, zeigte Präsenz.
Weil 123 Jahre lang Hannovers gekrönte Welfen-Häupter in Personalunion auch die Herrschaft von England stellten, war auch von der britischen Insel adliger Besuch anwesend. Denn die eindeutigen Stargäste waren die Prinzessinnen des englischen Königshauses, für die sogar ARD-Royalty-Experte Rolf Seelmann-Eggebert nach Hannover gereist war. Die Enkelinnen von Queen Elisabeth II., Töchter von Prinz Andrew und Sarah Ferguson, standen im Zentrum des Medieninteresses. Beatrice Elizabeth Mary Mountbatten-Windsor, Prinzessin von Großbritannien und Nordirland, kurz Beatrice of York (24) und ihre jüngere Schwester Eugenie Victoria Helena Mountbatten-Windsor, Prinzessin von Großbritannien und Nordirland, kurz Eugenie of York (22) kamen gemeinsam mit David McAllister an und mussten kaum, dass sie aus dem Van gestiegen waren, minutenlang für Fotos posieren, bevor sie ins Schloss gingen, wo der Rummel um die Königlichen Hoheiten weiterging.
Zunächst durfte sich die Presse vor der großen Freitreppe versammeln, dann ging es von Fotoshooting zu Fotoshooting, ob auf der gewendeten Gartentreppe oder beim Eintrag ins Goldene Buch des Schlosses. Anschließend ging es zu den Festreden in den großen Vortragssaal, der ein bisschen an einen Uni-Hörsaal erinnerte. Erstmal versammelte sich eine Traube von Pressefotografen vor der ersten Sitzreihe vor den verlegen wirkenden Prinzessinnen, denen noch einmal die ganze medial Aufmerksamkeit geschenkt wurde, sehr zu Erheiterung der übrigen ca. 300 anwesenden geladenen Gäste. Auch deshalb, weil die nur ein paar Meter entfernt sitzenden David MacAllister und Stephan Weil fotografisch völlig ignoriert wurden.
Nach den ersten Grußworten, die Dr. Krull von der Volkswagenstiftung gebührten, und Begrüßungen durch MacAllister und Weil hielt der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Andreas Voßkuhle die Festrede auf das Schloss. Er sprach in seinem Vortrag von der Rolle des Rechts als Grundlage einer freien und demokratischen Gesellschaft und der Freiheit der Wissenschaft. Dafür biete das Schloss als Forum für die Herrenhäuser Gespräche eine Heimat, so Voßkuhle. „Das wiederaufgebaute Schloss Herrenhausen regt dazu an, über das Möglich-machen von Freiheit nachzudenken. Hier wird vor allem eines handgreiflich und anschaulich: … Die Volkswagenstiftung unternimmt es wie keine andere gemeinnützige Stiftung in der Bundesrepublik Deutschland, der Forschung Frei-Räume zu schaffen. Rund 30.000 Förderbewilligungen, für die sie vier Milliarden Euro zur Verfügung gestellt hat, sprechen hier eine deutliche Sprache… Forscherinnen und Forscher werden hier (im Schloss – Anm. der Red.) gemeinsam neue Themenbereiche erschließen, interdisziplinär diskutieren und sich vernetzen.“
Musikalisch untermalt wurden die Pausen zwischen den Vorträgen durch zeitgenössische Musik von Händel und anderen klassischen Komponisten, in Erinnerung an Gründungszeit und -ort des alten Schlosses. Dazu sang der Mädchenchor Hannover, zudem die Formation Musica Alta Ripa (Musik vom Hohen Ufer), die eben die barocke Zeit des ersten Schlosses professionell-stimmlich in die Gegenwart holten.
Das Geld für den Neubau in einer Größenordnung von 21 Millionen Euro kam von einer Tochterstiftung der hannoverschen Volkswagenstiftung. Der wissenschaftliche Charakter der Stiftung lässt sich im Tagungsprogramm des Schlosses lesen. An mehr als 100 Tagen ist es als modernes Wissens- und Sitzungszentrum für prominent besetzte Konferenzen, Diskussionen und Tagungen reserviert.
Damit das Moderne aber nicht überwiegt und das Gebäude nicht nur eine zwar von außen klassizistisch rekonstruierte Fassade besitzt, erinnern in zwei Flügeln ein Museum, das wohl ab Mai die Geschichte des Schlosses, der früheren royalen Bewohner und der Gärten unterhaltsam und wissenswert aufrollt.
Text & Fotos: Frank Mandrella & Steve Palaser