Corvus Corax – „Gimlie – das goldene Zeitalter“ Rezension

gimlie_cover-klein-ohne-rand_158: 15.11.2013
Label: Behßmokum Records (edel)
Genre: Mittelalter

Nachdem sich bereits das letzte Corvus Corax-Album „Sverker“ mit der nordischen Mythologie und keltischen Sagen beschäftigte, knüpfen die Könige der Spielleute mit ihrem neuen Werk „Gimlie – das goldene Zeitalter“ nahtlos an diesen Themenkomplex an. Dennoch klingt das Album in seiner Gesamtheit fröhlicher als der Vorgänger, der sich zugegebenermaßen mit düsteren Themen wie dem Weltuntergang und Götterdämmerung (Ragnarök) befasste.

Und genau dort macht der Nachfolger weiter, denn der Titel „Gimlie“ ist keine veränderte Schreibweise des Namens des berühmten Zwerges aus dem „Herrn der Ringe“, sondern die Bezeichnung des Paradieses nach dem vollzogenen Weltuntergang in der nordischen Mythologie. Während das Intro „Die Seherin“ noch ähnlich atmosphärisch düster daherkommt wie so manches Stück von „Sverker“ und auch der Titeltrack „Gimlie“ trotz Dudelsackklängen noch druckvoll-dunkel angehaucht ist, wirkt der dritte Track „Unicornis“ schon wesentlich beschwingter.

Die nächsten drei Stücke bilden eine thematische Trilogie, in der es um die irische Bardentochter Derdriu geht, ihres Zeichens seinerzeit die schönste Frau des Nordens, deren Schönheit ihr aber nicht immer nur Freude brachte. Bei „Der Schrei“ hört man dank Trommeln und Flöte sofort deutlich den irisch-folkigen Einschlag und „Königinnen werden ihr neiden“ setzt dieses Thema gekonnt fort, auch wenn der Text trotz des deutschem Titels in alt-schwedisch vorgetragen wird und ist dank der eingängigen Rhythmen ein sofortiger Ohrwurm. Gleiches gilt für „Derdriu“, welches Corvus Corax nicht ohne Grund als Vorab-Auskopplung ausgewählt hat.

Diese Trilogie ist so etwas wie das Herz des Albums, aber auch die zweite Trilogie, die von den folgenden drei Stücken geformt wird, braucht sich dahinter nicht zu verstecken, geht es  hier doch um die Sage von Beowulf, der Held, der das Monster Grendel besiegen musste. Mit dem Titel „Grendel“ wird die Trilogie auch standesgemäß düster begonnen, bevor der Held sich episch mit „Beowulf is min nama“ auf mittelhochdeutsch vorstellt und mit dem klassisch nordisch getragen klingenden „Sigeléasne sang“ den Sieg über das Monster feiert.

Bei „Crenaid Brain“ und dem dazugehörigen Intro geht es um die „Wappentiere“ der Band, die Raben und wie für sie die Zeit nach einer Kriegsschlacht immer ein Festmahl bedeutete, wenn sie sich an die Kadaver der Gefallenen Krieger machten. Eigentlich eine recht morbide Thematik, klingt das Stück doch recht fröhlich, was aber nachvollziehbar ist, wenn es die Sicht des Raben beschreibt. Um einen Raben geht s auch beim nächsten Titel „Krummavisur“. Hier wird der Flug eines hungrigen Raben über den desolaten Norden erzählt. Es ist ein Stück im traditionellen Mittelalterstil, welches das Album rund abschließt.

Es folgt mit „Twilight of the Thunder God“ zwar noch ein Stück, aber dieses fällt im positiven Sinne aus dem Rahmen, auch wenn es thematisch sehr passend ist. Bei „Twilight of the Thunder God“ handelt es sich nämlich um eine Cover-Version eines modernen Metal-Stücks, meines Wissens erstmals in der inzwischen auch schon 24-jährigen Bandgeschichte, dass Corvus einen modernen Song covert. Noch dazu einen Metal-Song, ohne das moderne Instrumentarium einer Metal-Band zu verwenden. Aber das Experiment muss als gelungen betrachtet werden, es klingt nicht nur völlig eigenständig, ist aber trotzdem wiedererkennbar. Das Original stammt von der schwedischen Metal-Band Amon Amarth, deren Stil in Richtung Melodic Death Metal geht und selbst Amon Amarth sind von der Corvus-Version begeistert. Kurzum, mit „Gimlie“ haben die Berliner ein sehr abwechslungsreiches und vielschichtiges Album geschaffen, welches obendrein auch noch sehr eingängige und tanzbare Melodien besitzt. Sie haben sich diesmal auch diverse Gastsänger(innen) und –musiker dazu geholt, was die Vielfalt nur noch verstärkt. Corvus-Fans schlagen ohnehin zu, aber auch allen anderen, die sich für gute und anspruchsvolle Musik aus dem Mittelalterbereich interessieren, sei dieses Album wärmstens ans Herz gelegt. Und wer Corvus Corax live erleben möchte, was ohnehin jedes Mal aufs Neue ein unvergessliches Ereignis ist, hat noch in diesem Jahr die Gelegenheit dazu, und zwar in folgenden Städten:

„GIMLIE – Das goldene Zeitalter“ – die Tour zum neuen Album:

27.11.13 Nürnberg Hirsch

28.11.13 Köln Essigfabrik

29.11.13 Illingen X-Mas Hexentanz

30.11.13 Wien Szene

10.12.13 Freiburg Jazzhaus

11.12.13 Zürich X-TRA

12.12.13 Würzburg Posthalle

13.12.13 Memmingen Kaminwerk

14.12.13 Annaberg-Buchholz Alte Brauerei

20.12.13 Berlin Passionskirche

21.12.13 Berlin Passionskirche

27.12.13 München Ampere

28.12.13 Ebersbach OKV

29.12.13 Osnabrück Lagerhalle

30.12.13 Braunschweig Meier Music Hall

Corvus Corax im Web:

Homepage

Facebook

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Über Steve

Steve Palaser ist Freier Journalist & Übersetzer DE - EN, EN - DE Mehr Info unter dem Button "Unser Team" oder bei Google - da er zumindest deutschlandweit der Einzige mit diesem Namen ist! Ein echtes Unikat!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert