Den Gast aus Ungarn zu bändigen, das war das Ziel der RECKEN in EHF-Cup am Samstag, 29.03. Auch da es um nichts mehr ging als den Tagessieg. Das Ausscheiden aus der Gruppenphase war für die Burgdorfer durch die Niederlage gegen den schwedischen Europa-Rivalen Lugi HF Lund entschieden. Trotzdem wollte sich das Team um Trainer Christopher Nordmeyer nicht geschlagen geben.
Dennoch sahen die 2816 Zuschauer in der Swiss Life Hall am Wochenende im Spiel gegen den ungarischen Verein Csurgói KK zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten. Die erste Halbzeit ging eher an die Ungarn durch Nachlässigkeiten und Unkonzentriertheiten der RECKEN. Zur Pause lagen sie deshalb auch 12:16 zurück, kämpften sich aber in der 2. Halbzeit zum Stand der 41. Minute zum 19:19 vor. Denn in der zweiten Hälfte fanden die RECKEN noch mal zur alten Form zurück, nachdem sie „Probleme mit der Disziplin“ (Nordmeyer) abgeschüttelt hatten: Sie kämpften sich an den Sieg heran durch eine bessere Angriffs- und Abwehrleistung und einen „überragenden Nikolai Weber als Torwart“ (Nordmeyer). Zudem hatte das Publikum als Motivator großen Anteil an der Drehung des Spiels, das mit ansah, wie entschlossen beide Mannschaften siegen wollten: Gegen Ende bekamen Abwehrchef Gustav Rydegard und Gegenspieler Szabolcs Szöllösi eine Rote Karte wegen einer Rangelei: „Er hat versucht mir die Hand zu brechen. Aus dem Schmerzreflex heraus wollte ich mich nur loßreissen“, verteidigte sich der Schwede.
Die im modernen Bundesliga-Handball nicht mehr übliche Maßnahme der Pressdeckung gegen Csurgói-Spieler Barys Pukhouski, der für einen anerkennenden Nordmeyer der Schlüsselspieler und „Man of the Match“ war, konnte das Spiel zugunsten der RECKEN drehen. Die Deckung war auch angebracht: sieben von acht Toren hatte Pukhouski in der ersten Halbzeit geworfen. Nach einer Aufholjagd der RECKEN auf ein 19:19 kam es zu weiteren Erschwernissen: nach einem Wechselfehler mußten die Burgdorfer zwei Minuten nur noch mit drei Spielern gegen fünf auskommen, kassierten in den zwei Minuten aber nur ein Gegentor. Da viele Spieler der RECKEN fehlten, mußten Szücs und Patrail mit gerade vier Rückraumspielern viel Verantwortung übernehmen: „Die letzte halbe Stunde war Europa-Pokal, etwas, was wir mental und psychologisch so nicht beibehalten konnten“, so Szücs. Dieser war froh über die letzten beiden Minuten Zeitstrafe gegen ihn, da er „doch etwas kaputt“ war.
Nordmeyer war dennoch stolz auf seine Mannschaft, auch deshalb, weil sie krankheitsbedingt trotz reduzierter Spielerzahl, nämlich nur mit 11 Mann antreten konnten und dem verpassten Ziel vor Augen, nicht mehr ins Viertelfinale des Europa Cups zu kommen, „so eine Leistung gezeigt haben. Ärgerlich war nur die Niederlage gegen Lund, die ins Viertelfinale einziehen konnten. Wären wir mit einem Sieg aus Schweden zurückgekehrt, wären wir Gruppensieger geworden“, so Nordmeyer rückblickend enttäuscht. Der Sieg gegen die Ungarn aber gab den jungen Nachwuchskräften in der RECKEN-Mannschaft wie Torwart Weber oder Offensivkraft Kastening immerhin neues Selbstvertrauen. Ungarn-Trainer Imre Vilmos war auch stolz, dass seine Mannschaft immerhin das erste Mal in die EHF-Gruppenphase kommen konnte.
Am 16.04 geht es weiter gegen den Bergischer HC, wo nach Nordmeyers Hoffnung auch der noch verletzte Linkaußen Lars Lehnoff wieder mitspielen kann.
TSV Hannover Burgdorf – Csurgoi KK 27:26 (12:16) Tore TSV Hannover Burgdorf: Kastening 6, Patrail 6, Szücs 5, Andreu 3, Hykkerud 3, Hinz 2, Vecilla 1, Sevaljevic 1 Csurgoi KK: Pukhouski 8, Szöllösi 4, Auirrezabalaga 3, Pordan 3, Gazdag 2, Grebenar 2, Nagy 2, Savic 2 Zuschauer: 2816 Strafminuten: 10 / 6 Disqualifikation: Rydergaard (58.) / Szöllösi (58.)
Fotos: Frank Mandrella