Tanzmusik für Roboter und stimmungsvolles Wunschkonzert mit Welle: Erdball

welle12042014_364Über 20 Jahre sind Welle: Erdball nun schon auf Sendung. Mit unzähligen Live-Auftritten und einer beachtlichen Discographie sowie einer großen Fangemeinde innerhalb und außerhalb des Hörerclubs zählen sie fraglos zu den bekanntesten Acts aus dem elektronischen Bereich mit NDW-Touch. Anlässlich ihrer von Oktober 2013 auf März/April 2014 verschobenen Jubiläums-Tour hatte sich die Band zwar kein neues Live-Konzept ausgedacht, aber ein bewährtes feingetunt, wie die rund 700 Fans in der Meier Music Hall in Braunschweig am Samstag, den 12. April 2014 feststellen durften.

Mit 19:30 Uhr war der Konzertbeginn sehr früh angesetzt, doch dies hatte einen guten Grund, denn die Band hatte an diesem Abend viel vor. Eine Vorband gab es nicht, denn ziemlich pünktlich betraten Honey, A.L.F., Frl. Venus und das neue Bandmitglied Lady Lila zu den Klängen des Intros „Hallo, hier spricht Welle: Erdball…“ die Bühne. Mit gewohnt verspielter Kulisse, diesmal dem Cover des aktuellen Albums „Tanzmusik für Roboter“ nachempfunden, drei Videoleinwänden und öfters wechselnder Kostümierung der weiblichen Bandmitglieder spielte Welle: Erdball zunächst ausschließlich Stücke von der neuen Scheibe. Von „Gib mir meine Zukunft wieder“, über „Liebe der 3. Art“, „Der Flipperkönig“, „Ich mach mich schön“ bis zu „Mimikry“, welches sogar mit dem guten alten MB Senso aus den 80ern aufwartete, reichte die Palette, wobei natürlich „Computerklang“, „Des Wahnsinns fette Beute“, „Herzschlagalarm“ ebenfalls vertreten waren.

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Die Band spielte praktisch fast das komplette Album ab, welches mit dem Titelstück „Tanzmusik für Roboter“ endete und sich mit aktuellen Themen wie den negativen Effekten der Social Media, dem Schönheitswahn, uvm. beschäftigt und damit neben eingängig und unterhaltsam auch noch aussagekräftig ist. Neben ihrem Commodore C-64, der diesmal sogar für den Text des Stückes „Vielen Dank für die Information“ verantwortlich war, benutzten sie auch einen Nintendo DS lite für die Kreation ihrer Musik. Doch dies sollte nicht die einzige Handheld-Konsole sein, die an diesem Abend für musikalische Klänge sorgte, denn nachdem Welle: Erdball „Tanzmusik für Roboter“ durchgespielt hatte, kündigte Sänger Honey eine 20-minütige Pause an, während der Melted Moon für musikalische Abwechslung sorgen sollten.

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Das bedeutet also, Welle: Erdball hatte keine Vor- sondern eine Zwischenband im Programm – mal was anderes. Von Honey als „Drei Nerds machen Musik mit Gameboys“ vorgestellt, war das auch die perfekte Umschreibung – dabei waren die 8-Bit-Melodien vor allem für Gamer sehr eingängig und genial. Bei einem Song kam Lady Lila auch noch als gesangliche Unterstützung auf die Bühne, denn dabei handelte es sich um die Melted Moon-Version des Welle: Erdball-Klassikers „Ich bin aus Plastik“. Die Band warf auch noch kleine Weingummitüten ins Publikum, dabei hatten sie diese Art der „Bestechung“ gar nicht nötig, da sie ohnehin gut bei den Konzertbesuchern ankamen. Wer Welle: Erdball, elektronische Computer-Musik und Games mag, sollte Melted Moon im Auge behalten!

Nach der Pause kamen Honey und Co. wieder auf die Bühne und zwar mit einer Kiste. In selbiger befanden sich ausgefüllte Zettel, denn vor dem Konzert wurden Zettel an die Fans verteilt mit der Bitte, dort ihre Lieblingssongs einzutragen, die sie heute gern hören möchten. Honey zog nach jedem Stück einen neuen Zettel und Welle: Erdball spielten dann das entsprechende Stück, sozusagen ein von den Fans individuell zusammengestelltes „Best of“, welches auf jedem Konzert der Tour anders sein kann. Die üblichen Klassiker waren natürlich alle vertreten: „23“, „VW Käfer“, „Arbeit Adelt“, „Mensch aus Glas“, „Der Telegraph“, „Hoch die Fahnen“, „Feuerwerk“, „Das Alpha-Tier“, „Deine Augen“, „Starfighter 104-F“ etc. Bei „Schweben, Fliegen und Fallen“ gab es auch wieder die großen Ballons fürs Publikum, jedoch war die Hallendecke mit den (heißen) Scheinwerfern etwas zu niedrig, so dass eine Vielzahl der Ballons sehr schnell platzte.

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Honey freute sich auch darüber, dass seltene Stücke gewünscht wurden – so war „Grüße aus der Orion“, die Verneigung der Band an die einzige deutsche Science Fiction Serie „Raumpatrouille“, in Braunschweig das erste Mal dabei. Zwischendurch gab es noch eine Interaktion mit dem Publikum – die Fans durften Pong gegen einen Computer spielen. Das funktionierte, indem der von den Fans gesteuerte Schläger durch die Lautstärke der Fans nach oben bzw. unten bewegt wurde. In der ersten von zwei Runden erwiesen die Fans sich als gut, denn sie unterlagen 2:15, wobei Honey sich wunderte, wie es ihnen gelungen war, überhaupt zwei eigene Punkte zu erzielen, da es meistens nur darum ging, möglichst lange im Spiel zu bleiben.

Nach über drei Stunden Spielzeit plus Zugaben, zu welchen natürlich auch „Monoton und Minimal“ gehörte, beendete Welle: Erdball die Sendung in Braunschweig und die 80er Jahre Party in der Meier Music Hall begann. Es war sowohl vom Umfang, als auch von der Show, den Songs und allem drumherum ein Konzert, welches einem 20-jährigem Jubiläum mehr als würdig war. Lady Lila hat sich in der kurzen Zeit, seit sie in der Band ist, bereits zu einem festen Bestandteil entwickelt, denn man hatte zu keinem Zeitpunkt gemerkt, dass sie „neu“ und vielleicht nicht mit dem älteren Material so vertraut ist. Stattdessen hatte Honey bei „Mimikry“ vom neuen Album einen kleinen Blackout, nachdem er sich einmal versungen hatte, kam er nicht mehr in die Lyrics rein. Aber erstens ist der Song ja auch neu und zweitens macht ihn und die Band sowas gerade sympathisch.

Der einzige Wermutstropfen für die Braunschweiger Fans hatte nichts mit der Band zu tun, sondern betraf die Location, denn die Meier Music Hall wird spätestens im April 2015 ihre Pforten an dieser Stelle für immer schließen, da VW das Grundstück gekauft hat und daraus Parkplätze machen will. Nachdem schon das Jolly Joker und das FBZ in die ewigen Jagdgründe übergewechselt sind, bedeutet das, das mit der Meier Music Hall nun der letzte verbliebene Club, in dem Bands in dieser Größenordnung in Braunschweig spielen können, verschwinden könnte. Nach aktuellem Stand ist man seitens der Meier Music Hall zwar bemüht, einen anderen Standort zu finden und dort weiterzumachen, jedoch gilt das zum jetzigen Zeitpunkt als alles andere als gesichert.

Doch zurück zu Welle: Erdball – die Band hat kürzlich ihre restlichen Tour-Termine für 2014 angekündigt, und alle Fans aus dem Kreise Braunschweig, die die Band in diesem Jahr noch einmal sehen wollen, haben am 21. November 2014 im Musikzentrum Hannover die Gelegenheit dazu.

Text & Fotos: Steve Palaser

Weiterführende Links:

Welle: Erdball

Meier Music Hall

Melted Moon

Musikzentrum Hannover

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Über Steve

Steve Palaser ist Freier Journalist & Übersetzer DE - EN, EN - DE Mehr Info unter dem Button "Unser Team" oder bei Google - da er zumindest deutschlandweit der Einzige mit diesem Namen ist! Ein echtes Unikat!

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