RingCon 14 – Der Samstag oder „Shut up, Sebastian!“

Dieses selbstgemachte Spinnenfraukostüm gewann verdient den ersten Preis des Kostümwettbewerbs

Dieses selbstgemachte Spinnenfraukostüm gewann verdient den ersten Preis des Kostümwettbewerbs

War der Freitag schon mit vielen unterschiedlichen und spannenden Programmpunkten gefüllt, so wartete der Samstag mit noch mehr Highlights auf. Der Samstag ist seit jeher das Herzstück der RingCon, allein der Tatsache geschuldet, dass das Programm an diesem Tag von morgens um 9 Uhr bis Mitternacht geht. Die Veranstaltungen am Morgen bzw. frühen Vormittag haben es dabei schwer, denn da viele Conbesucher am Abend zuvor noch lange auf einer der Partys gefeiert haben und entsprechend erst einmal ausschlafen, sind sie schlicht zu früh für manchen Conteilnehmer.

Der zweite Teil des DTG-Quiz war so ein Fall. Ansonsten gab es am Samstagvormittag viele Fortsetzungen der am Freitag begonnenen Workshops. So beschäftigte sich der Filmworkshop diesmal mit dem Schnitt, aber auch Chor, Make-Up, Prosthetics, Silikommasken, Narben und Wundenschminken gingen in die zweite Runde. Mit Riley Smith eröffnete um 10 Uhr ebenfalls ein Wiederholungstäter das Programm im Hauptsaal mit seinem zweiten Q & A Panel. Danach wurde es endlich Zeit für eine Widerholungstäterin der ganz anderen Art. Gemma Whelan war zwar auf der Opening Ceremony noch nicht dabei, da sie erst Freitagabend angereist kam, aber dafür war sie bereits auf der letztjährigen RingCon zu Gast. Die Game of Thrones Schauspielerin hat privat kaum Ähnlichkeit mit ihrem Seriencharakter und als Standup-Comedian besaß sie auch das Talent, humorvolle Antworten zu geben. So beneidete sie ihre Kolleginnen darum, schöne Kleider in der Serie tragen zu dürfen, während sie immer nur in dem kriegerischen Outfit herumlaufen muss. Sie erzählte unter anderem auch die eine oder andere neckische Anekdote von den Dreharbeiten, wobei die Story, als sie mit ihrem Kollegen Alfie Allen, der ihren Bruder Theon Greyjoy spielt, zu Pferd war, eine der witzigsten war. Ein nicht nur visuell ansprechendes Panel einer sympathischen Schauspielerin.

Nessi berichtete derweil von der Europa-Premiere des zweiten Hobbitfilms und es startete ein weiterer Schmink/Masken-Workshop sowie ein Kalligraphie-Kurs, während Dr. Weichmann Tolkiens Leben im ersten Weltkrieg beleuchtete. Im Hauptsaal folgten die Panels von „Hodor“-Darsteller Kristian Nairn (Game of Thrones) und Nathaniel Buzolic (Vampire Diaries), während der zweitgrößte Saal für die Autogrammstunde vorbereitet wurde. Nairn, der in der Serie nur das Wort „Hodor“ sagt, bekam natürlich Fragen zum Castingprozess und der Schwierigkeit, den Text auswendig zu lernen, gestellt, die er aber humorvoll beantwortete. Buzolic erwies sich als ebenfalls sehr spontan und mit besten Comedytalenten ausgestattet.

Foto-Galerie RingCon 14 Samstag 1:

Diese Slideshow erfordert aktiviertes JavaScript.

Nach seinem Panel wurde es für die Besucher, die kein Interesse an Autogrammen oder Fotos mit ihren Stars hatten, erst einmal ruhiger, denn dadurch dass sowohl ein Saal als auch die Schauspieler durch ihre Autogrammstundenverpflichtungen für die nächsten drei Stunden gebunden waren, war das Parallelangebot nicht ganz so umfangreich, deshalb aber nicht weniger interessant. So gab es einen Special Effects Workshop, einen Stick-Workshop, einen musikalischen Vortrag und einen Vortrag der Special Effects Macher von Game of Thrones, die die Evolution ihrer Drachen zeigten. Doch auch Tolkien kam nicht zu kurz, was die folgenden Vorträge betraf, auch wenn Game of Thrones (GoT) beinahe ebenso stark vertreten war.

So beschäftigte Stefan Servos sich mit Sex und Gewalt in GoT und auch die Waffen von Westeros erfuhren eine genauere Analyse. Anja Stürzer befasste sich in „Power-Trios und Love-Triangles“ mit der Herkunft und Funktion „klassischer“ Figurenkonstellationen in moderner Fantasy und Bernhard Eickenberg erklärte, was einen guten Antagonisten ausmacht. Im Hauptsaal wollte Tommy Krappweis eigentlich Einsteigern seinen Buchzyklus „Mara und der Feuerbringer“ und dessen kommende Verfilmung nahebringen, jedoch stahl ihm Professor Rudolf Simek, den er auf die Bühne holte und der für den wissenschaftlichen Hintergrund der Mara-Reihe verantwortlich ist, die Schau, denn der Professor wickelte den flapsigen Tommy mit pointierten Kommentaren um den Finger. Die Präsenz Simeks und seine niveauvoll humorige Art ließen Tommy phasenweise wie den Schuljungen wirken, der er im Vergleich mit seinem Mentor auch ist. Dadurch hatte das Panel auch für die Freunde und Fans von Tommy Krappweis, die ihn schon häufig auf der Bühne gesehen haben, etwas Besonderes.

Mit James Cosmo folgte im Hauptsaal ein Schauspielveteran, der neben seiner Rolle in GoT auch in vielen Kinofilmen zu sehen war, darunter auch in Braveheart. Cosmo verlieh der Q & A Session eine gesunde Portion Gravitas und eroberte die Herzen der Besucher im Sturm, während parallel einige Lesungen stattfanden und der Rüstungsbau-Workshop fortgesetzt wurde. Wie man allerdings auf die glorreiche Idee kommen konnte, mit Friedhelm Schneidewind einen der beim Publikum bekannten und beliebten Dozenten in einen Saal zu legen, der die Größe einer Umkleidekabine hatte, bleibt ein Rätsel. Beim Titel des Themas „Das Simarillion – Sex, Crime & Rock’n’Roll“ hätte eigentlich im Vorfeld schon klar sein müssen, dass dies viele Besucher anlocken wird und Schneidewind in eine entsprechend große Räumlichkeit gehört. So drängten sich die Besucher wie die Sardinen im schnell überfüllten Raum und viele Besucher, die seinen Vortrag anhören wollten, kamen nicht mehr hinein. Beim folgenden Vortrag im selben Raum, bei dem Robert Vogel 30 Jahre Robin of Sherwood feierte, sah es zum Glück anders aus. Der Raum war zwar gut ge- aber nicht überfüllt.

Foto-Galerie RingCon 14 Samstag 2:

Diese Slideshow erfordert aktiviertes JavaScript.

Parallel hielt Alfie Allen sein zweites Panel im Hauptsaal, gefolgt von Sebastian Roché, der das Publikum mit seiner energiegeladenen und witzigen Art begeisterte. Da er ein recht loses Mundwerk hatte, wurde „Shut up, Sebastian!“ zum geflügelten Wort dieser RingCon. Nach diesem Überraschungshighlight wurde es Zeit für das nächste geplante Highlight, den Kostümwettbewerb, der dieses Mal ein waschechter Cosplay Contest war, bei dem die selbstgemachten Kostüme im Mittelpunkt stehen sollten. Die Show, die DefCon als Rahmenprogramm vorbereitet hatte, konnte sich sehen lassen und sparte nicht mit Pyroeffekten. Auch die Kostüme der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren beeindruckend, insbesondere wenn man bedenkt, dass sie selbstgemacht waren und wie viel Zeit, Geld und Arbeit die Teilnehmer darin investiert hatten. Von wuchtigen und schweren Worbla-Rüstungen bis zum filigranen Schmetterlingskleid war alles vertreten, wobei die Siegerin mit ihrem unglaublichen Spinnenkostüm den ersten Preis allerdings auch mehr als verdient hatte (siehe Fotos).

Der Contest hatte eigentlich nur eine kritikwürdige Schwachstelle und das war ein Teil des Pausenprogrammes. Während die Drachenfans mit ihrer Proklamation „Save the Dragons“ witzig waren, glitt der Kommentar/offene Brief von Maja zum Thema „Hater im Internet“ mit zunehmender Länge zur unfreiwilligen Selbstparodie ab. Während das Thema als solches relevant ist und ihre Aussage prinzipiell unterstützenswert, hat sie es doch zu sehr ausgewalzt und in die Länge gezogen, so dass ihr eigenes gekränktes Ego durch die „Wer wird Millionär“-Geschichte, wo sie durch Nichtwissen einer Antwort aus ihrem Themengebiet einen unschönen Shitstorm ertragen musste, deutlich zum Vorschein kam und dem ganzen Auftritt einen egozentrischen Beigeschmack verpasste, auch wenn es hier primär um die Anfeindungen gehen sollte, denen sich Cosplayer in den Weiten des Internets ausgesetzt sehen. Aber davon abgesehen, war der Beitrag mitsamt Tanznummer schlicht und ergreifend zu lang und ermüdend, was unter anderem auch daran deutlich wurde, dass Nicht-Cosplayer und andere, die das Thema nicht berührte, während dieser Performance reihenweise den Saal verließen. Man hätte es auch kürzer und prägnanter präsentieren können und hätte dadurch sogar einen stärkeren emotionalen Eindruck hinterlassen.

Foto-Galerie RingCon 14 Samstag 3:

Diese Slideshow erfordert aktiviertes JavaScript.

In der dargebotenen Form hatte es etwas von „beleidigter Leberwurst“, zumal es an das falsche Zielpublikum ging, denn „preaching to the Choir“ mag zwar den Zusammenhalt innerhalb der Szene stärken, aber ein Ansatz, dem Hater-Problem zu begegnen ist es nicht. Realistisch gesehen, ist dieses Problem leider auch nicht zu beseitigen. Hater wird es immer geben, solange man im Internet anonym seine Kommentare abgeben kann – wobei so mancher auch mit Namen zu seinen Hate-Posts steht. Den Opfern der Hater bleiben auf lange Sicht nur zwei Möglichkeiten – entweder sie legen sich ein dickes Fell zu, an dem unqualifizierte und unberechtigte Kritik abperlt oder sie bleiben mit ihrem Hobby den öffentlich zugänglichen Social Media Plattformen fern. Man kann seinen Freunden die neuesten Fotos etc. schließlich auch auf anderem Wege zukommen lassen. Wenn man allerdings die ganze Welt an seinem Hobby teilhaben lassen will, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man nicht nur positives und qualifiziertes Feedback bekommt. Die Welt ist kein harmonischer, friedlicher Ort, die Online-Welt schon gar nicht. Das ist zwar schade, aber leider in absehbarer Zeit nicht zu ändern, denn Menschen sind nunmal so, wie sie sind. Aber zurück zur RingCon. Der Costume Contest war ein insgesamt sehr gelungener Event und wenn der Hater-Kommentar nur halb so lang gewesen wäre, wäre es der beste Kostümwettbewerb der letzten Jahre gewesen. Aber auch so gehörte er zu den unvergesslichen Höhepunkten der RingCon 14. Nach dem Contest endete das offizielle Programm und die Conbesucher hatten wieder die Auswahl zwischen mehreren Partys. Bei der DTG gab Friedhelm Schneidewind ein kleines Konzert, im Saal Beethoven spielte Life of Riley, die Band von True Blood-Schauspieler Riley Smith, und an der Piano Bar gab es Disco Party.

Text: Steve Palaser

Fotos: Lothar Kaesler

Weiterführende Links:

RingCon

Maritim Bonn

HobbitCon

DTG

Game of Thrones

Mara und der Feuerbringer

Peter JacksonsHobbit

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.
Avatar

Über Steve

Steve Palaser ist Freier Journalist & Übersetzer DE - EN, EN - DE Mehr Info unter dem Button "Unser Team" oder bei Google - da er zumindest deutschlandweit der Einzige mit diesem Namen ist! Ein echtes Unikat!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert