Verleihung des Niedersächsischen Medienpreises 2014

NLM4122014_115Am Donnerstag, den 4. Dezember, wurde zum 20. Mal der Niedersächsische Medienpreis von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) verliehen. Als Ort der Gala hatten die Veranstalter das alte Rathaus gewählt, und alles, was in der niedersächsischen Medienszene und darüber hinaus Rang und Namen hatte, fand sich pünktlich um 19:30 Uhr zum Beginn der Veranstaltung ein. Moderator Detlef Simon, besser bekannt unter seinem Künstlernamen DESIMO, der in Hannover vor allem für seine regelmäßige Kabarett- und Kleinkunstreihe „DESIMOs Spezial-Club“ im Apollo Linden bekannt ist, begrüßte die rund 600 geladenen Gäste und führte gewohnt locker und kompetent durch den Abend.

Die Eröffnungsrede hielt wie gewohnt Andreas Fischer, der Direktor der NLM. Der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, Schirmherr der Veranstaltung, hielt in diesem Jahr erstmals das Grußwort, da er letztes Jahr aus privaten Gründen verhindert war. Nach dem Grußwort von MP Weil stellte DESIMO zunächst die diesjährige Jury des Medienpreises vor, die sich aus den folgenden Personen zusammensetzte und damit identisch mit dem Vorjahr war: Vera Wucherpfennig (NLM), Sabine Bulthaup (Autorin), Karl-Ulrich Kuhlo (Medienunternehmer), Prof. Dr. Bernd Schmidt (Hochschule Hannover), Uwe Schneider (Medienmanager), Thomas Struk (dpa Nds./Bremen). Diese Jury hat die Preisträger in den neun Kategorien des Abends ausgewählt. Die Preise wurden von Ortrud Wendt, Versammlungsvorsitzende der NLM, übergeben.

Den Anfang machte die Kategorie „Hörfunk – Sonderpreis Schul-Internetradio“ und DESIMO begrüßte die erste Laudatorin auf der Bühne. Annika Zimmermann, Moderatorin des ZDF-Morgenmagazins, übergab den Preis an die Schülerinnen und Schüler der Freien Schule Braunschweig e. V. (7-11 Jahre) – unter Projektleitung von Gaby Reif. Prämiert wurde der Beitrag „Kindheit gestern und heute“, gesendet auf www.okerwelle.de

Die Jury begründete die Entscheidung wie folgt:

„[…]Unter dem Thema „Kindheit – gestern und heute“ haben die 7-11-jährigen Kinder Senioren interviewt, die von ihrer Kindheit vor teils über 80 Jahren berichten. Dabei ist ein faszinierender Dialog zwischen Generationen entstanden, der die verschiedenen Realitäten und Wahrnehmungen von Kindergenerationen erzählt. Man merkt den einzelnen Beiträgen über Themenbereiche wie Freizeit, Schule, Mode oder Essen an, mit welchem Spaß und welcher Neugier die Kinder bei der Sache sind und wird beim Hören sofort davon angesteckt. Selbst ernste Themen wie „Bombennächte im 2. Weltkrieg“ vermitteln die Kinder mit Bravour.[…]“

20. Niedersächsicher Medienpreis 2014 Foto-Galerie 1:

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Als nächste Kategorie stand „Hörfunk – Förderpreis Volontäre“ auf dem Programm und Laudator Prof. h.c. Dr. Gunter A. Pilz, seines Zeichens Fanforscher und Sportsoziologe, ließ ebenfalls schnell erahnen, welches Thema der Siegerbeitrag haben würde, nämlich Ultras im Fußballstadion. Der Beitrag von Sarah-M. BulettaUnterwegs mir der Violet Crew“, gesendet beim Bürgersender osradio 104,8, hatte die Jury am meisten beeindruckt. Hier ein Auszug aus ihrer Begründung:

„[…]In ihrer Reportage begleitet sie die Violet Crew an einem ganz gewöhnlichen Heimspieltag – vom gemeinsamen Frühstück, dem Weg zum Stadion, der Unterstützung während des Spiels bis zum Jubelgesang, als der Sieg feststeht. Die Volontärin erzählt, wie sie den Tag bei den Ultras erlebt, sie ist mittendrin, steht auch mit im Fanblock, wahrt aber die Distanz – so, wie es für eine gute Reportage sein soll. Es bleibt offen, ob uns Sarah Buletta mit den im Beitrag zu Wort kommenden Ultras – einer Politikstudentin und einem Geologen – ein repräsentatives Bild der Ultra-Szene vermittelt. Auf jeden Fall bietet der Beitrag unerwartete Perspektiven und seltene Eindrücke aus dem Fußballstadion.[…]“

In der Kategorie „Information-Fernsehen“ hatte Laudator Marc Bator, SAT-1 Nachrichtensprecher, gleich zwei Gewinnerbeiträge, die er hintereinander mit einer kleinen Rede ankündigte. Zunächst wäre da das Autorenduo Matthias Janott / Christopher Jawurek zu nennen, deren Beitrag „Der Präsident und sein Freund – Die Causa Glaeseker“, ausgestrahlt bei Sat. 1 Regional, aus folgenden Gründen für preiswürdig erachtete:

„[…]Die Autoren haben in ihrer Dokumentation „Der Präsident und sein Freund – Die Causa Glaeseker“ umfassend und aus einer besonderen Perspektive dargestellt, wie es zu diesem Ereignis kommen konnte. In einem exklusiven Interview spricht Olaf Glaeseker, langjähriger Berater und Weggefährte des zurückgetretenen Bundespräsidenten Wulff, über seine Rolle in dieser Affäre. Das Interview war und ist das einzige, welches er zu seiner eigenen Person gab. Zu Wort kommen außerdem Zeitzeugen, Publizisten, Politiker und Medienberater, die den Anfang und das Ende einer außergewöhnlichen Männerfreundschaft im direkten Umfeld verfolgen konnten.[…]“

Der zweite Preis in dieser Kategorie ging an Nadja Kott für ihren Beitrag „Blick hinter die Kulissen – Leben in den Wahrendorffschen Kliniken“, gesendet bei RTL Nord. Ein Auszug aus der Jury-Begründung:

„[…]Nadja Kott, freie Redakteurin beim Fernsehsender RTL Nord, hat in ihrer berührenden mehrteiligen Reportage hinter die Kulissen im Klinikum Wahrendorff in Sehnde geschaut. Entstanden ist eine bemerkenswerte Serie an Beiträgen über viele interessante Menschen und deren Geschichten. Der Autorin gelingt es, trotz mancher skurriler Szenen, die Protagonisten stets respektvoll und gleichzeitig authentisch darzustellen. Ganz ohne voyeuristisch zu sein, gibt sie dem Zuschauer Einblicke in die psychiatrische Klinik und begleitet die Mitarbeiter und Bewohner auf eine so sensible Art und Weise, dass sich niemand schämen muss. So gelingen Beiträge, die aufräumen – in einer Welt voller Klischees.[…]“

In der Kategorie „Unterhaltung – Hörfunk“ hatte der Schlagzeuger der Band „Ich Kann Fliegen„, Bill Liederwald, die Ehre, als Laudator zu fungieren. Ebenfalls eine passende Wahl, ging es im Siegesbeitrag von Christina Schnauss, „Zuhause unterwegs mit Philip Omlor“, ausgestrahlt bei Radio Okerwelle, doch um einen Liedermacher, den die Autorin begleitet hat. DieBegründung der Jury:

„[…]Die Liebe zur Musik, die Selbstzweifel und das Hadern zwischen „Musik als Beruf“ – trotz Unsicherheiten und wenig Geld – und etwas „Solidem“, einer Arbeit in einem Musikaliengeschäft. Die junge Autorin Christina Schnauss vom Braunschweiger Bürgersender Radio Okerwelle schafft es von der ersten Minute an, den Hörer mit ihrem Portrait über den Braunschweiger Musiker Philip Omlor in den Bann zu ziehen. Auf unterhaltsame Weise verbindet sie gekonnt die Informationen und Fakten zum Leben des Musikers mit dazu passenden musikalischen Einlagen und Live-Auftritten des Portraitierten.[…]“

Philip Omlor war selbst anwesend und unterhielt die Gäste direkt nach dieser Preisvergabe mit seiner Musik und seinen lockeren Texten, bevor es mit der nächsten Kategorie weiterging. In der Kategorie „Information – Hörfunk“ hielt Bernd Busemann, Präsident des Niedersächsischen Landtages, die Laudatio für Preisträgerin Ann-Kathrin Büüsker und ihren BeitragAsoziale im Nationalsozialismus“, gesendet beim Bürgersender oldenburg eins. Ein Auszug aus der Jury-Begründung:

„[…]In ihrem Hörfunk-Feature zeichnet sie den Schicksalsweg zweier sogenannter „Asozialer“ nach. So wurden im nationalsozialistischen Amtsdeutsch Menschen genannt, die sich nicht „in die Ordnung der Volksgemeinschaft einfügen“ wollten. Die beiden Besenbinder Florenz von Römer und Jakob Hollwedel wurden im Juni 1938 verhaftet, obwohl sie friedlich durch norddeutsche Lande zogen und für ihren Unterhalt sorgten – „zur vorsorgenden Verbrechensbekämpfung“, wie es in einem Erlass hieß. Im Konzentrationslager Sachsenhausen verliert sich ihre Spur.[…]“

20. Niedersächsicher Medienpreis 2014 Foto-Galerie 2:

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Die sechste Kategorie des Abends war der Förderpreis „Volontäre“, für welchen Katrin Börsting, Personalleiterin im Volkswagen-Werk Wolfsburg, die Laudatio hielt. Die Preisträgerin war Madeleine Lütke für ihren BeitragGastarbeiter aus Italien“, gesendet bei RTL Nord, die den ganzen Abend vor Glück strahlte. Die Jury zu ihrer Entscheidung:

„[…]Madeleine Lütke gelingt ein einfühlsames und aussagestarkes Porträt. Über die Erfahrungen Rocco Artales wird ein halbes Jahrhundert prägender Arbeits- und Industriegeschichte lebendig. Der Beitrag zeigt an seinem Beispiel, wie überzeugt und zugewandt Integration verfolgt werden musste – und dass Rocco Artale dabei im Herzen immer Italiener blieb. Die schwierige Eroberung seiner „zweiten Heimat“ lässt die Autorin bewegend deutlich werden und bleibt dabei angenehm unaufdringlich[…]“

In der Kategorie „Hörfunk – Sonderpreis: Wirtschaft“ wurde Inga Graber für ihren Beitrag „Nordhorn en Vogue“ ausgezeichnet, gesendet bei dem Bürgersender Ems-Vechte –Welle. Als Laudatorin fungierte Pro Sieben Moderatorin Annemarie Carpendale. Ein Auszug aus der Begründung der Jury:

„[…]In fünf Beiträgen befasst sie sich – anlehnend an eine Ausstellung im Nordhorner Stadtmuseum – mit der Textilgeschichte Nordhorns und lässt in den Köpfen der Hörer bunte Bilder leuchten. Wir werden mitgenommen auf eine Zeitreise beginnend in den Nachkriegsjahren bis zur Jahrtausendwende, anhand von Aufstieg, Höhenflug und schließlich Fall der Modeindustrie im niedersächsischen Nordhorn, die in den Modezeitschriften im Wesentlichen unter dem Stoff-Label „Nino“ weltbekannt wurde.[…]“

Schauspieler Marvin LInke hatte die Freude, die Laudatio zum Gewinner in der achten Kategorie des abends, „Hörfunk – Kinder“ zu halten. Das Autorenteam Gerald Chmielewski und Frank Kemmereit wurde für seinen BeitragDas ist ja ein dickes Ei“, gesendet beim Bürgersender Radio Jade, ausgezeichnet. Die Jury begründet dies wie folgt:

„[…]Den Autoren ist ein lebhaftes und spannendes Hörspiel gelungen, das durch kindgerechten Erzählstil und die richtige Mischung von Geräuschen und Musikeinspielern besticht und große und kleine Zuhörer gleichermaßen in seinen Bann schlägt. Mit reichlich originellen und kreativen Einfällen haben sie ein handwerklich und technisch gutes Hörspiel geschaffen, das in kindgerechter Sprache, fesselnd und unterhaltsam, den Themenkomplex von Ausgrenzung und Integration, von Rassismus und Toleranz ins Spiel bringt und dazu noch brandaktuell ist.[…]“

Der Sieger der letzten Kategorie des Abends, „Unterhaltung – Fernsehen“ wurde von Box-Weltmeister Sven Ottke angekündigt. Elliott Usifo mit seinem Beitrag „Der härteste Feuerwehrmann der Welt“, gesendet bei RTL Nord, freute sich über seinen Preis. Die Jury-Begründung:

„[…]In dem Beitrag stellt er sich, als einer mit dem härtesten Job in den Medien, einem sportlichen Wettkampf gegen den amtierenden „härtesten Feuerwehrmann der Welt“. Es ist ein ungleiches Duell zwischen dem Feuerwehrmann und dem wohl mutigsten und chancenlosesten Medienvertreter Niedersachsens. In jedem Fall aber eine unterhaltsame, spannende und – für mindestens einen – eine sehr leidvolle Reportage.[…]“

Außerdem vergab die Jury noch eine besondere Anerkennung, ausgesprochen an Chefarzt Dr. Martin Memming für seinen Radiobeitrag Fieberkurve: Live-OP„, gesendet bei radio leinehertz 106,5.

Nachdem der offizielle Teil des Nds. Medienpreises 2014 beendet war, wurde bei Live-Musik der Band Beatrice Kahl Trio und dem DJ Set DJ Team noch bis in die frühen Morgenstunden genetzwerkt und gefeiert.

20. Niedersächsicher Medienpreis 2014 Foto-Galerie 3:

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Allgemeine Infos zum Nds. Medienpreis 2014:

Dotiert war der NIEDERSÄCHSISCHE MEDIENPREIS 2014 mit insgesamt 20.500,- Euro. Die Gewinner der beiden Förderpreise erwartet außerdem zum einen eine „Medien-Reise“ nach London auf Einladung von BBC World News und einen Praktikumsaufenthalt bei RTL in Köln.

Eingereicht wurden insgesamt 375 Wettbewerbsbeiträge (296 Radiobeiträge von 18 Privat- und Bürgersendern sowie 14 Internetangeboten und 79 Beiträge von 9 Fernsehsendern).

Die vollständigen Jury-Begründungen, die Gewinner-Beiträge und viele weitere Fotos und Informationen finden sie auf www.nlm.de

Text & Fotos: Steve Palaser & Frank Mandrella

Weiterführende Links:

Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM)

DESIMO

DESIMOs Spezial-Club

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Über Steve

Steve Palaser ist Freier Journalist & Übersetzer DE - EN, EN - DE Mehr Info unter dem Button "Unser Team" oder bei Google - da er zumindest deutschlandweit der Einzige mit diesem Namen ist! Ein echtes Unikat!

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